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Tierhetzen

Der Kampf mit den Tieren in der Arena

Die ersten venationes - so die lateinische Bezeichnung der Tierhetzen - fanden in Rom im Jahre 186 v.Chr. statt. Dabei liess ein gewisser M. Fulvius Nobilor Löwen und Panther gegeneinander kämpfen. Doch bereits die Griechen kannten diese Form der Tierkämpfe.

Die Römer fanden Gefallen an dieser über die gewöhnlichen Tierkämpfe mit Vögeln hinausgehenden Form der Unterhaltung. So wurden die venationes zum festen Bestandteil der Vorstellungen im Circus Maximus. Später ging man dazu über diese Hetzen in den Arenen der Amphitheater abzuhalten, da sie besser zu den Gladiatorenkämpfen, als zu den Wagenrennen passten.

Schnell verbreiterte sich die tierische Basis der Vorstellungen. Nicht nur das gegenseitige Zerfleischen der Tiere fand seine Zuschauer. Auch die uns heute noch wohlbekannten  Dompteurvorstellungen  hatten ihr Publikum. Darüber hinaus wurden den Massen auch gezähmte oder seltene Tiere in einer Art Schauvorstellung zur Volksbildung präsentiert.

Einen weiteren Höhepunkt bildeten Jagden, bei denen gut ausgerüstete Jäger, begleitet von scharfen Hunden, wilde Tiere erlegten. Für eine solche Jagd liess Kaiser Nero einmal seine berittene Leibwache gegen 400 Bären und 300 Löwen fechten. Doch solche Massenaufgebote waren während der gesamten Kaiserzeit eher die Ausnahme und wurden nur zu wirklich besonderen Anlässen präsentiert. Die meisten Tierkämpfe fanden lediglich zwischen zwei Exemplaren unterschiedlicher Arten statt.

Dass diese Form der Unterhaltung für die menschlichen Beteiligten nicht ungefährlich war, ist einleuchtend. Schliesslich ging man dazu über Menschen, meist verurteilte Verbrecher, gegen ausgehungerte Tiere kämpfen zu lassen. Pompeius liess erstmals Elefanten in der Arena gegen Menschen wortwörtlich "auftreten".

Wie bei den Gladiatorenkämpfen wurden auch Kriegsgefangene bei Tierhetzen eingesetzt. Kaiser Konstantin liess die besiegten Bructerer zum Vergnügen des Volkes den wilden Tieren vorwerfen. Nicht nur Gefangene und Verbrecher landeten als bestiarii in der Arena. Auch Freiwillige meldeten sich dafür, denn es gab manche, die sich männlicher und schöner vorkamen, wenn sie Narben von Bissen wilder Tiere trugen. Der Grund lag darin, dass Tierkämpfer ähnlich den Gladiatoren Idole ihrer Zeit waren.

Die Tierkämpfe ausserhalb der Arenen

Schon lange bevor es die Tierhetzen in den Arenen gab, waren Tierkämpfe ein fixer Bestandteil des Unterhaltungsprogramms der antiken Welt. Besonders hervorstechend sind die Hahnenkämpfe bei Griechen, Etruskern und schliesslich den Römern. Die Griechen nannten sie alektryonon agones, was sich von Alektryon, einem Begleiter des Gottes Ares, ableitet.

In Griechenland war der Hahn der Göttin Pallas Athene heilig und zu ihren Ehren wurde schon vor den Perserkriegen auf Staatskosten jährlich ein Hahnenkampf im Theater ausgerichtet. Der Schriftsteller Lukian berichtet, dass junge Männer gesetzlich dazu verpflichtet waren diesem Schauspiel zuzusehen, damit sie lernten bis ans äusserste zu kämpfen. Dies wird u.a. auch dadurch bestätigt, dass zahlreiche Abbildungen (Mosaike, Statuen, Tonlämpchen) Jugendliche als Eigentümer der Kampfhähne ausweisen. Aber auch ältere Semester hegten eine gewisse Zuneigung zu diesen Veranstaltungen, wie eine kritische Bemerkung von Platon zeigt.

Im 5. und 4.Jh.v.Chr. war in Griechenland auch der Wachtelkampf sehr beliebt. Man veranstaltete ihn entweder eigens auf öffentlichen Plätzen oder als Abschluss von grossen Banketten. Dafür grenzte man einfach mittels Brettern eine kleine Arena ab und die Veranstaltung konnte beginnen. Besonders perfide Vogelbesitzer fütterten ihre Tiere mit Knoblauch zur Stärkung und liessen sie mit aufgesteckten bronzenen Krallen antreten, damit "mehr Blut spritzte".

Sieger & Verlierer bei einem Hahnenkampf, pomejianisches Mosaik, 1.Jh.n.Chr.
(c) Neapel, Archäologisches Nationalmuseum

Bei diesen Tierkämpfen in privatem Umfeld ging es nicht nur einfach um Ehrenpreise, wie Palmwedel und Lorbeerkronen. Vielmehr steckten hinter ihnen auch finanzielle Motive, da der Sieger auch Geldpreise bekam und die Wettlust der Bürger befriedigt werden konnte. Gesetzt wurde neben Geld auch der Besitz der Tiere selbst. Der Agrarschriftsteller Columella führt schlussendlich noch an, dass ganze Vermögen verwettet wurden. Übertreibungen waren schon immer ein Anziehungspunkt. Bestes Beispiel ist der Athener Poliarchos, der die Hunde und Hähne mit denen er seine Freude hatte, in einem Staatsbegräbnis beisetzen und Ehrenstelen errichten liess.

Die Beliebtheit dieser Tierkämpfe ging quer durch alle Bevölkerungsschichten. So ergaben sich auch Kaiser Augustus und Marcus Antonius gerne dieser Freizeitbeschäftigung; wobei überliefert ist, dass die Wachteln des ersteren meist siegten. Lediglich Kaiser Marcus Aurelius war froh, nicht auf dieses "Wachtelklopfen" - wie er es nannte - versessen zu sein.

Löwen gehörten
zu den beliebtesten
Tieren der Arena.


Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", M.Fitta ""Spiele und Spielzeug in der Antike"

 

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(PL)