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Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus

Verzweiflung & Tod

Mit der Rückkehr Neros von seiner Griechenlandreise Ende 67 hatten die Beziehungen zum Senat endgültig einen toten Punkt erreicht. Durch die drückenden Steuerlasten verlor der Kaiser auch immer mehr Anhänger in den Provinzen. Im März 68 kam es zur Rebellion des Iulius Vindex, seines Zeichens Statthalter der Gallia Lugdunensis.

Interessant daran war, dass Vindex über keinerlei Soldaten verfügte und auch den Kaisertitel nicht für sich in Anspruch nahm. Vielleicht wollte er nur einen Stein ins Rollen bringen. Es gelang ihm den Statthalter der Hispania Tarraconensis, Servius Sulpicius Galba, für sich zu gewinnen, der ebenfalls auf die weitverbreitete Unzufriedenheit setzte. Truppen aus Afrika konnten nicht gegen Galba eingesetzt werden, da dort ein gewisser Lucius Claudius Macer ebenfalls eine Revolte angezettelt hatte.

Die von Nero in Marsch gesetzten Rheinlegionen brachten den Aufständischen im Mai 68 bei Vesontio (Besancon) eine Niederlage bei, doch weigerten sich die Soldaten für Nero Partei zu ergreifen. Sie versuchten sogar ihren eigenen Kommandanten, Verginius Rufus, zum Kaiser auszurufen. Dieser erteilte dem Wunsch seiner Truppen jedoch eine Absage, verzögerte aber damit die Bekämpfung des Aufstandes.

Die Mittelsmänner Galbas nutzten diese Gunst der Stunde in der Hauptstadt und brachten Nero um seine letzte Anhängerschaft. In diesem Durcheinander begannen die Getreidepreise in die Höhe zu schnellen und das Volk von Rom empörte sich darüber. Der Kaiser plante indes bereits seine Flucht. Der Prätorianerpräfekt Tigellinus war ernsthaft erkrankt und der amtierende Präfekt Nymphidius Sabinus erklärte sich offen für Galba. Nach diesem Gesinnungswechsel der Prätorianerführung versagte auch der Senat - wohl am 8. Juni 68 in einer Erklärung zum hostis publicus (Feind des Volkes) - dem Kaiser den Dienst und verurteilte ihn zum Tod durch Peitschenhiebe. Nero hatte noch gehofft sich über Ostia in den Osten des Reiches absetzen zu können, da dort seine Anhängerschaft noch am grössten war. Doch die Gardisten verweigerten ihm die Hilfestellung und er musste notgedrungen in den Palast zurückkehren.

Um Mitternacht hatte ihn sogar seine Dienerschaft verlassen. In den leeren Fluren des Palastes begegnete ihm nur mehr Phaon, einer seiner Freigelassenen. Dieser begleitete ihn vermummt in seine Villa einige Kilometer nordwestlich der Stadt. Es sieht so aus, als hätte Phaon den Kaiser verraten, um sein eigenes Leben zu retten. Als die Soldaten eindrangen, um Nero zu verhaften befand er sich gerade in einem der Hinterzimmer.

In der Villa hielt sich auch der Privatsekretär Neros, Epaphroditus, auf. Unter dem Eindruck der hereinstürmenden Soldaten beging Nero am 9. Juni 68 mit einem Dolch Selbstmord, wobei ihm sein Privatsekretär behilflich war. Voller Selbstmitleid brachte er noch den Satz „Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde!“ hervor.

Sein Leichnam wurde in der väterlichen Familiengruft der Domitii auf dem Pincianischen Hügel in einem Porphyrsarkophag beigesetzt. Zu seinen Ehren wurde ein Marmoraltar samt steinerner Balustrade errichtet. Überraschend bleibt, dass Nero die Grabschändung, wie sie vielen anderen verhassten Personen widerfahren sollte, erspart blieb.

Nero war hauptsächlich bei Senat, konservativer Oberschicht und jenen verhasst, die seine Steuern aufbringen mussten. Der gemeine Bürger hingegen, der weniger unter seinen Schikanen zu leiden hatte, konnte sich durchaus positiv an die Regierungszeit Neros erinnern; jenem Kaiser der zur Lyra sang. Und selbst Jahre später wurde sein Grab regelmässig in Frühling und Sommer mit Blumen geschmückt.

Bronzestatue des
Kaisers Nero

ex collectione imaginum W.Tungsten


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

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(PL)